Digitale Hilfsmittel für Kommunikation und Methodeneinsatz in der standortübergreifenden Produktentwicklung


Herausforderungen und Potentiale der verteilten Produktentwicklung
Immer häufiger werden Produkte verteilt an verschiedenen Standorten entwickelt und hergestellt. Entwicklungsteams müssen daher in der Lage sein, über Standortgrenzen hinweg gemeinsam innovative Lösungen zu erarbeiten. Mit dieser verteilten Wertschöpfung steigt der Kommunikations- und Koordinationsaufwand deutlich an. Produktentwickler und Produktentwicklungsteams sind hierin oftmals hochspezialisierte Wissensträger und müssen umfangreiche Informationen erarbeiten, beurteilen und termingerecht bereitstellen. Moderne digitale Hilfsmittel bieten vielversprechende Möglichkeiten den erforderlichen Informationsaustausch durch zielgerichtete Kommunikation und Methodenanwendung zu unterstützen. Gleichzeitig ergeben sich aus den neuen Kommunikations- und Interaktionsformen veränderte Anforderungen an die persönlichen Kompetenzen der Produktentwickler.
Kooperative Produktentwicklung in KMU fördern
Für die zielgerichtete Digitalisierung der Arbeitsumgebung wird eine Analyse der IST-Situation der standortübergreifenden Entwicklungsarbeit durchgeführt. Basierend hierauf werden zwei digitale Arbeitsszenarien definiert, aus denen technische, organisatorische und personelle Anforderungen an digitale Hilfsmittel für die kooperative Produktentwicklung und potentielle Stressoren der virtuellen Zusammenarbeit abgeleitet werden. Die digitalen Hilfsmittel zur Unterstützung aus personeller Sicht (Kompetenzentwicklung, Reflexion von Kommunikations- und Teamprozessen), technisch-methodischer Sicht (Methodenanwendung, Kommunikationsmittel) und Prozesssicht (z.B. eine kooperativ-nutzbare Simulationsplattform für die virtuelle Inbetriebnahme von Maschinen) werden prototypisch realisiert und zu einer Portallösung zusammengeführt. Für die Einführung innerhalb der Industrieunternehmen werden Trainer geschult, die die Einführung und Anwendung der Tools in Referenzprojekten unterstützen. Aus den Anwendungen werden Best-Practice-Beispiele für die Etablierung der Szenarien formuliert.

Handlungskonzepte für die Digitalisierung der Arbeitsumgebung örtlich verteilt und interdisziplinär zusammenarbeitender Entwicklungspartner
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Verbundprojektes KAMiiSo zielen auf die Bereitstellung von Handlungskonzepten für die zielgerichtete Digitalisierung der Arbeitsumgebung örtlich verteilt und interdisziplinär zusammenarbeitender Entwicklungspartner ab. Der Einsatz digitaler Hilfsmittel soll neue Interaktions- und Kommunikationsformen zwischen den Entwicklungspartnern ermöglichen und zu einer kooperativen Produktentwicklung beitragen. Die bisher vorwiegend schnittstellenbasierte Entwicklungsarbeit und sequentielle Verknüpfung von Teilprozessen der einzelnen Entwicklungspartner sollen durch den zielgerichteten Einsatz von Entwicklungsmethoden oder Kommunikationsstrategien überwunden werden. Auf diese Weise soll die Häufigkeit von Iterationen reduziert und damit die bisher sehr ungleichmäßigen Arbeitsbelastungen und daraus resultierenden Stresssituationen bei den EntwicklerInnen entschärft werden. Zur Realisierung dieser Ziele werden kooperativ nutzbare Softwarelösungen entwickelt, welche die Bereitstellung und den Austausch von Methodenwissen und geeigneten Kommunikationsstrategien, die Kompetenzentwicklung und Reflexion von Kommunikations- und (virtuellen) Teamprozessen sowie virtuelle Inbetriebnahme von Gesamtsystemen unterstützen. Durch die einzelnen Softwaremodule wird einerseits ein kontinuierlicher Austausch von Informationen und Wissen, bspw. Methoden- oder Produktwissen zwischen den Entwicklungspartnern sichergestellt. Andererseits werden die erforderlichen Kompetenzen und Qualifikationen der EntwicklerInnen selbst reflektiert und zielgerichtet weiterentwickelt. In der Konsequenz werden Iterationen während des Entwicklungsprozesses verringert, Arbeitsprozesse parallelisiert und Änderungen transparent dargestellt, wodurch sich eine gleichmäßigere Arbeitsbelastung für die einzelnen EntwicklerInnen ergibt. Zeitgleich ergeben sich durch die Reduzierung der Entwicklungszeiten für die beteiligten Industrieunternehmen mittelfristig Kosteneinsparungen und Qualitätsverbesserungen. Damit leisten die entwickelten Lösungsansätze einen unmittelbaren Beitrag zur Aufrechterhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher KMU.
Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von KMU im Zeitalter der Industrie 4.0
Das Verbundprojekt adressiert aktuelle Herausforderungen der verteilten Produktentwicklung und Digitalisierung in KMU. Aus der praktischen Anwendung der entwickelten Lösungen werden Best-Practices für die Etablierung digitaler Arbeitsweisen für KMU abgeleitet sowie allgemeine Potentiale und Risiken digitaler Hilfsmittel in der Produktentwicklung aufgezeigt. Die TU Brauschweig plant die Konzipierung eines ergänzenden Workshopangebots für KMU und die mittelfristige Verbreitung der Softwaremodule für die Kompeten-zentwicklung und Reflexion sowie für die Methodenbereitstellung und Auswahl von Kommunikationsmitteln. Die Simulationsplattform wird darüber hinaus über den Partner machineering weiterentwickelt und langfristig im Produktporfolio aufgenommen.